Warum Video- und Printjournalismus doch viel gemeinsam haben

Das sind Video-Journalisten, das Print, die machen Radio. Sollte sich das alles nicht viel mehr vermischen? Als ausgebildete Print-Journalistin habe ich doch im Laufe der Zeit festgestellt: Es gibt viele Gemeinsamkeiten und die Technik macht vieles möglich. Lässt sich das nicht vereinen?

Es war während meiner Ausbildung ein Seminar mit Peter Linden, das mir auf ewig in Erinnerung geblieben ist. Wir sprachen über Reportagen und wie man szenische Einstiege in Texten meistert. Dabei erklärte er, dass ein Autor wie mit einer Kamera eine Szene beobachtet. Er beschreibt in Worten, was der Kameramann/-frau dort durch die Linse sehen würde.

Dabei stelle er sich die Frage, wie erzähle ich die Szene. Erst nah, dann zoome ich raus und beschreibe aus der Entfernung. Je nachdem, was ich mit dem Bild beim Leser oder Zuschauer erzeugen möchte. Mit dem Blick einer Kamera bin ich von nun an an jede Geschichte herangegangen. Nur, dass alles im meinem Kopf passierte; gespeichert um es nachher auf Papier zu bringen.

Storytelling in allen Bereichen

Schließlich will der Leser in einem Text unterhalten und informiert werden. Er will nicht nur Fakten lesen, er will mit Spannung am gedruckten oder digitalen Wort gehalten werden. Das, was ein Video im Bild schon ausdrücken kann, weil man Emotionen und Handlungen sieht, muss der Autor möglichst eindrücklich beschreiben. Hier ist das Handwerk des guten Textens gefragt.

In unseren ersten Seminaren hieß das noch „Reportage“ – heute nennen es alle „Storytelling“.  Und plötzlich wird es zum großen neuzeitlichen Begriff. Ob im Social Media oder Online-Bereich. Oh Wunder. Will man doch auch da die Nutzer am Bildschirm und am Handy halten und die Sehzeit verlängern.

In den sozialen Netzwerken

Das beste Beispiel in den Sozialen Netzwerken für gutes Storytelling sind gut gemachte Storys. Wie das Wort es schon sagt, geht es darum, kleine Geschichten zu veröffentlichen – ob bei Snapchat, Instagram oder Facebook. Eine Story kann Fotos, ein paar Sekunden lange Video-Clips oder sogenannte Boomerangs beinhalten – eventuell angereichert mit Texten und Stickern oder Umfragen. Sie erscheinen hintereinander und lassen wie ein Videobeitrag anmuten. Die Reihenfolge macht dann die Geschichte.

Verliere ich den Nutzer? Klares Monitoring.

Also auch hier ist ein Spannungsbogen gefragt, sonst wischen die Nutzer nach dem ersten Bild oder Video gleich wieder weg. Schließlich konsumieren Social Media Nutzer das Medium nebenbei. Anders als im Print lässt sich hier sogar verfolgen, ob man die Nutzer mit einer Story verliert oder nicht. Die, die die Story angesehen haben, werden auch angezeigt.

Videos sind also schon lange nicht mehr nur Sache von Kameraleuten. Die Technik rund um die Smartphones wird immer besser. Videos sind auf den kleinen Geräten mittlerweile in bester HD-Filmqualität. Kein Wunder, dass Firmen und Privatleute diese Technik für Selbstvermarktung verwenden. Es gibt sogar den ersten Kinofilm, der mit dem Smartphone gedreht wurde.

Wie erreiche ich meine Zielgruppe?

Auch in der Berichterstattung finde ich die Vielfalt wichtig. Darum geht für mich Journalismus mittlerweile über den eigentlichen Text hinaus. Mit dem Smartphone erzähle ich die Geschichte gleich noch mal in etwas angepasster Form für die digitalen Nutzer. Geht es uns als Nutzer nicht ähnlich und wir wollen neben dem Text noch etwas sehen?

Das Seminar zu Mobile Reporting bei Matthias Sdun hat mich dabei wahnsinnig inspiriert. Denn wichtig ist die Geschichte, eine fundierte Recherche und dann die Überlegung, wie erreiche ich die Leute mit dieser Geschichte? Welche Darstellungsform passt? Wo sind die Menschen, die das interessiert, unterwegs? Und wie stelle ich diese Geschichte möglichst packend dar? Und das geht sowohl über Worte und über Bilder.

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